Ortssagen


Gründersage Bischbrunn

OrtssagenAm Fuße des Geyersberges, der höchsten Höhe des Spessartwaldes, zog von Alters her der Hauptverkehrsweg zwischen Aschaffenburg und Marktheidenfeld. Die Mainzer Bischöfe, einst Besitzer des Spessarts, pflegten hier oben nicht nur die Jagd auf Rot- und Schwarzwild, sondern passierten diesen Weg auch auf Reisen nach dem benachbarten Würzburg.

Bei einer solchen Gelegenheit war es, dass auf diesem ungastlichen Weg, man traf damals stundenlang hier keine menschliche Ansiedlung, dem Gefolge des Bischofs die Getränke ausgingen. Die Reise war beschwerlich und beim Abstieg vom Geyersberg machte sich die Mittagssonne, die hell vom blauen Himmel niederschien, durch Erregung allgemeinen Durstgefühls bemerkbar. Auch der Bischof wünschte einen frischen Trunk.

Da fand ein waldeskundiger Diener unfern der Strasse, halbwegs zwischen dem heutigen Torhaus Aurora und Strasslücke einen frisch sprudelnden Quell. Er füllte den Becher und reichte den ersten Trunk dem Bischof. Dieser kostete das erfrischende Nass, gab dem Diener den Becher zurück und befahl hochbefriedigt, dass man die Quelle fortan den Bischofsbrunnen nenne. Unterhalb desselben erhob sich bald ein Forsthaus und an dasselbe schloss sich nach und nach eine Ansiedlung an, die den gleichen Namen, nur abgekürzt, Bischbrunn, führt.

Wie Oberndorf um seinen Wald kam

In einem Unwetterjahre, als nur geringe Feldfrucht erstanden war und die Oberndorfer vor lauter Not und Elend nicht mehr ein noch aus wussten, die Herren aber dennoch nach dem Zehnten schrien und mit Rug und Aberrug drohten, in diesem Notjahre wußten sich die armen Oberndorfer Bauern nicht mehr anders zu helfen, als dass sie zu ihren reichen Nachbarn rübergingen, zu Klostermönchen, die am Ort des heutigen Baumgartshofes wohnten. Dort baten sie, man möge ihnen Geld borgen um Christi Blut und aller Heiligen willen, sie müssten ansonsten verkommen mit Weib und Kind.

Die Mönche waren rasch bei der Hand und setzten eine Urkunde auf, darin hiess es, dass die Oberndorfer Bauern ihre Schuld samt dem Zins an dem und dem Tag wieder zurückzahlen müssten, genau mit dem Mittagsglockenschlag müsse das Geld zählbar ausgebreitet auf dem Tisch der grossen Klosterstube liegen und keinen Augenblick späer, sonst wäre der Wald der Oberndorfer, den die Mönche zum Pfand nahmen, verfallen mit Baum und Reis und allem Jagdgetier darin. Des waren die Bauern, die sich vorgenommen hatten, pünktlich und recht zu zahlen, wohl zufrieden, und sie waren froh, ihrer Not eine Zeit ledig zu sein.

Am Fälligkeitstage machten sie sich beizeiten auf den Weg zu den Mönchen, um ihre Schuld samt dem Zins heinzuzahlen. Dazu habe es noch Zeit, meinten die Mönche. "Setzt euch zu uns in den Saal, wir wollen tafeln und trinken, da ist der Lohn für eure Redlichkeit." Indes sie nun sassen, aßen und tranken, war den Bauern nicht wohl zu Mute und sie wollten ihr Geld ausbreiten und vorzählen; aber das liessen die Mönche nicht zu, hielten die Bauern mit schönen und schmeichlerischen Reden vom Zahlen ab und fafür fleissig zum Trinken an.

Das schlug's im Klosterhof zwölf Uhr. "Versäumt!" schrien die listen Mönche, "versäumt! Wisst ihr nicht, was im Vertrag steht?" Da stammelten die verdutzten Bauern, dass es ja die Mönche selber gewesen seien, die ihnen gesagt hätten, das ginge alles nicht so genau. Aber dies half den Bauern nichts: Die Mönche blieben dabei, dass die Zeit versäumt wäre, und die Oberndorfer mussten ihren Wald dem Kloster lassen; der war vielhundertmal mehr wert, als das bisschen geborgte Geld.

Den Mönchen ist ihre List nicht zum Guten geraten. Sie sind in einem Krieg um ihr Hab und Gut gekommen. Von ihrem Walten und Wirken weiss heute nur noch die Erinnerung. Die Oberndorfer aber haben ihren Wald nicht wiederbekommen.

Anmerkungen

SagenSagen aus dem Spessart gibt es viele. Zahlreiche Schriften, Broschüren und Bücher beschäftigen sich mit ihnen. Auch in Bischbrunn und Oberndorf wurden und werden zahlreiche Sagen weitergegeben.

Die obigen Ortssagen wurden aus der Heimatkundlichen Schriftenreihe Bd. I entnommen.

Herausgeber:

Heimat- und Wanderfreunde e.V. Bischbrunn-Oberndorf

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